Kommt ein Kurdistan in Syrien? / Kurdish powder keg: Syrian civil war may provide the spark that ignite independence / בסוריה נולדת כורדיסטן

Invisible Dog: Kurden pflegen ihre Identität / End the Lie: Kurdistan & seine Nachbarn / Politics Forum: Kurden im Irak / Kurd Net: Gebiete der Kurden in Syrien



דניאל דגן - Eigentlich ist es völlig unverständlich, dass es immer noch keinen unabhängigen kurdischen Staat gibt. Die Kurden sind ein sehr großes Volk - mit eigener Sprache, Kultur und Identität. Seit vielen Generationen streben sie die Unabhängigkeit an.

Doch die Selbständigkeit wird ihnen verweigert, weil das politisch nicht opportun erscheint. Weder für den Westen, der sonst das Prinzip der Selbstbestimmung auf seine Fahnen geschrieben hat; noch für Russland, die nächste Großmacht in unmittelbarer Nachbarschaft; und schon gar nicht für die regionalen Mächte Türkei und Iran, die sich verständliche Sorgen um ihre territoriale Integrität machen.



Also bleibt es bei der bekannten kurdischen Weisheit "Kurden haben keine Freunde". Dieser Spruch ist leider zutreffend. Kein wichtiger Akteur der Weltpolitik hat Interesse daran, den Kurden richtig zu helfen. Prinzipien hin oder her - keiner will das Pulverfass Kurdistan hochgehen lassen. Die unerfüllten Bestrebungen nach Freiheit führen zum offenen, ständigen Krieg in der Türkei und zu gelegentlichen bewaffneten Konflikten in anderen Staaten der Region.

Die Umwälzungen im Irak haben die Kurden inzwischen benutzt, um ihre autonomen Strukturen auszubauen und zu stärken. Heute kann man fast von einem eigenen kurdischen Staat innerhalb des Irak sprechen. Dieser Umstand bringt eine gewisse Stabilität und Klarheit. Doch er wird von den Nachbarländern Türkei und Iran mit Argwohn gesehen. Das Beispiel irakisches Kurdistan kann Schule machen. Das wird in Ankara und Tehran als Bedrohung wahrgenommen.

Neue Entwicklungen bahnen sich nun in Syrien an. Die Kurden, die etwa zehn Prozent der syrischen Bevölkerung ausmachen, streben Autonomie oder gar Unabhängigkeit an. Bisher wurden sie vom Regime der Assad-Dynastie brutal unterdrückt und durften ihre Identität kaum pflegen. Nun sehen sie die Chance, im neuen Syrien einen ganz anderen Status zu bekommen.

Doch die Rebellen in Syrien sind gegen die Kurden und haben die Forderung nach künftiger Autonomie strikt abgelehnt. Zudem wissen die Kurden nicht, wer tatsächlich die Macht übernimmt, wenn das Assad-Regime zerfällt. Die Konsequenz daraus ist für die Kurden klar: sie veranstalten ihre eigene Revolution, die mit eigenen Milizen den Kontrahenten im syrischen Bürgerkrieg die Stirn bietet. Je nach Lage bekämpfen sie mal das Assad-Regime oder seine Gegner.

Die kurdisch-syrische Organisation PYD unterhält enge Beziehungen mit der PKK in der Türkei. Der Austausch findet täglich statt und vollzieht sich über die Grenze, die immer durchlässiger wird. Die PYD profitiert immer mehr von den militärischen Erfahrungen der PKK, die ja seit vielen Jahren in Kriege gegen die mächtige türkische Armee verwickelt ist. Doch die Kurden in Syrien bleiben vorsichtig und versuchen, das Regime von Assad nicht allzu sehr zu provozieren. Noch ist der Ausgang des Bürgerkrieges völlig offen.

Besonders interessant ist die Haltung der Türkei, die sich ja sonst für den Abgang von Bashar Assad ausspricht. Der türkische Ministerpräsident Recep Erdogan gibt den Rebellen Zuflucht und hilft ihnen auch militärisch. Doch er geht nicht so weit, das Assad-Regime endgültig zu Fall zu bringen. Zu sehr befürchtet Erdogan, dass die Kurden in Syrien ihre Unabhängigkeit ausrufen und eigene staatliche Strukturen aufbauen. Aus türkischer Sicht kann eine solche Entwicklung nicht hingenommen werden.

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