Arabischer Frühling… islamistische Blüte… Ennahda-Partei gewinnt Wahl in Tunesien / Vers une large victoire des islamistes tunisiens / האביב הערבי והפריחה האיסלמית
Algerie360: islamistische Bedrohung... so wird die Wahl entschieden / Le Parisien: ...im Schatten der Islamisten / Pressestimmen in Frankreich: Tunesien wird Islam-Grün / Le Figaro: Islamisten bestimmen die Geschicke des Landes / Shlomo Cohen in Israel Ha'yom: arabischer Frühling bildlich erklärt
דניאל דגן - Sind Sie über den Sieg der Islamisten bei den ersten freien Wahlen in Tunesien überrascht? Dann sind Sie aber bestimmt ein neuer Leser dieser Website. Ich grüße Sie herzlich und bitte höflichst, noch eine Weile zu bleiben. Ich erkläre Ihnen kurz und prägnant, was ich bereits zigmal an dieser Stelle geschrieben habe. Liberale Werte aus dem Westen können nicht 1 zu 1 in die arabische Welt importiert werden. Das ist eine unrealistische Vorstellung, die allerdings in Europa sehr weit verbreitet ist. Darum auch die frühzeitige Begeisterung über den sogenannten arabischen Frühling, die teilweise eine gefährliche Illusion zur Folge hatte.
Sind Sie nun schockiert und haben sogar Angst? Dafür gibt es keinen Grund. Es stimmt zwar, dass die Islamisten in Tunesien von nun an den öffentlichen Raum weitgehend besetzen werden. Es stimmt auch, dass sie die neue Verfassung entscheidend beeinflussen werden. Doch das ist nicht unbedingt schlecht. Denn Tunesien - das unter Diktator Ben Ali nur scheinbar weltlich wurde - ist ein durch und durch muslimisches Land. Die Grundsätze der muslimischen Religion sind so tief in der Gesellschaft verwurzelt, dass ohne sie nichts geht.
Muss Tunesien auf den Anschluss an die Modernität verzichten? Nein, keineswegs. Tunesien bekommt jetzt eine neue Chance, den eigenen Weg in die moderne Welt zu suchen. Dieser Weg wird zwangsläufig mit der heiligen Schrift, dem Koran, bestritten. Das ist die harte Relalität. Anders geht es nicht. Auch wenn man im Westen noch so viel den Untergang von liberalen und säkularen Grundprinzipien beklagt. Es steht fest, dass dieser Weg viele Jahre, vielleicht gar Jahrzehnte dauern wird.
Also ist alles verloren? War die Revolution umsonst? Nein, nichts ist verloren. Nun geht es darum, das islamische Recht, die Sharia, schrittweise neu auszulegen. Es geht darum, die Lehre des Islam anzupassen. Es geht darum, die orientalische Lebensart so zu gestalten, dass sie sich mit Transparenz, Offenheit und Demokratie tatsächlich verträgt. Nicht zuletzt geht es darum, die Gleichstellung der Frauen in der Gesellschaft mit islamischen Werten zu vereinbaren.
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Schlagwörter: algerie360, ennahda, islam-grün, islamistische blüte
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