Wird die Scharia die Diktatur ersetzen? Erste freie Wahlen in Tunesien / Strong showing by Islamists expected in Tunisia’s first free elections / תוניסיה לקראת בחירות
Assabah: Unklarheit... neue Allianzen... / La Presse de Tunisie: Tunesier im Ausland haben bereits gewählt / ...bekommen wir die Führung, die wir verdienen? / Mazhoudi in Le Temps: ein Jihadist (Salafist) unter den Vermummten, die eine Bank überfallen haben / Al Wasat: Hurcbal, der arabische Schlumpf, ist verwirrt; "ich bin aber fertig"
דניאל דגן - Gestern abend im TV Jounal France 2: ein junger Tunese, der die Revolution in seinem Land mit angestossen hat, berichtet von seinen Frustrationen. Bei der ersten demokratischen Wahl, die am kommenden Sonntag stattfinden wird, muss er unter 117 politischen Parteien und Gruppen wählen. "Wie soll ich das schaffen?", fragte er verzweifelt, "wie kann ich mich in so kurzer Zeit überhaupt informieren? Das ist einfach verwirrend". Anschließend beklagte er, dass die einizige wirklich gut vorbereitete Kraft die Isalmisten sind. Ihnen will er seine Stimme nicht geben. Also bleibt er zuhause.
Dann wurde eine Frau interviewed, die modern und aufgeklärt wirkte. Sie hat die Situation der Frauen in Tunesien verhement kritisiert. Sinngemäss sagte sie: nach der Revolution ist wie vor der Revolution - oder gar schlimmer. Frauen werden immer noch unterdrückt und benachteiligt. Sie haben bei weitem nicht die Chancen, die Männer in unserer Gesellschaft bekommen. Früher, unter Diktator Ben Ali, war das Tragen von Burkas verboten. Nun sieht man sehr viele vermummte Frauen. Islamisten stecken die Frauen in diese Art Gefängnis. Und sie wehren sich nicht.
Diese Stimmen drücken große Enttäuschung aus. Ausgerechnet in dem Land, in dem der sogenannte Arabische Frühling begann, gibt es viele Menschen, die nicht mehr an den Fortschritt glauben. Es gibt zwar neue Freiheiten. Wahlen stehen vor der Tür. Doch die wirtschaftliche Lage hat sich nicht verbessert. Radikale, gut organisierte Kräfte haben immer mehr Einfluss. Sie bestimmen zunehmend nicht nur das Straßenbild sondern auch die sich abzeichnende neue politische Realität.
Auch in Ägypten macht sich diese schmerzhafte Entwicklung immer stärker bemerkbar. Islamisten sind auf dem Vormarsch. Die erste Garde der Revolutionsaktivisten ist viel zu schwach und zerstritten. Sie kann den Extremisten nicht Paroli bieten. Gefährlich wird es allerdings, wenn die Enttäuschung in Resignation umschlägt. Dann werden ausgerechnet diejenigen aufgeben, die die arabische Welt nach Vorne bringen können. Dazu darf es nicht kommen.
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Schlagwörter: Hurcbal, mazhoudi, Paroli bieten, scharia, Schlumpf, Straßenbild
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