Die Anschläge in Paris & die Folgen: Perspektive zur wirksamen Bekämpfung der Terrorwelle

Louison: mein Paris / Shlomo Cohen: Paris trauert / Poster von August 2014: es war vorauszusehen / Französische Titelseiten / Solidarität in aller Welt



Noch will es Europa nicht wahrhaben. Doch es steht fest, und es zeigt sich immer stärker. Der alte Kontinent befindet sich im Krieg - und das seit langem. Es ist die Fortsetzung eines Krieges, in den große Teile des muslimisch geprägten Orients und große Teile des christlich geprägten Westens in früheren Jahrhunderten verwickelt waren. Der aktuelle Waffengang erscheint im neuen, modernen Gewand. Er wird ganz anders als in der Vergangenheit geführt. Doch er ist seit vielen Jahren wieder da, und tobt neuerdings mit immer größerer Intensität. Diese Tatsachen zu verkennen oder zu dementieren macht die Lage nur komplizierter und verhindert die Ausarbeitung einer notwendigen, wirksamen Antwort.



Die systematische Flucht in die Irrationalität ist das Grundübel. Man ist nicht fähig oder willens, die Realität im Orient so zu beobachten und wahrzunehmen, wie sie eben ist. Der aktuelle, bei weitem blutigste Konflikt im arabisch-muslimischen Raum ist die brutale Konfrontation zwischen zwei Strömungen des Islam. Sunniten und Schiiten kämpfen gegeneinander im Irak, in Syrien, im Yemen sowie in anderen Ländern der Region. Doch dieser Kampf ist nicht auf den Orient begrenzt. Er ist für beide Seiten mit der Vorstellung verbunden, dass der Islam seine Herrschaft den "Ungläubigen" aufzwingen kann. So im Nahen und Mittleren Osten. So in Europa. Und so später auch weltweit.

Die radikalen Islamisten, die diesen Krieg in die Straßen der europäischen Städte tragen, profitieren von der Ignoranz bzw. von der Feigheit der Politiker, die das Ausmass des Problems nicht überblicken und immer wieder in entlastende, irrelevante "Rechtfertigungen" für den Terror gegen Zivilisten flüchten. Einmal heißt es, dass die Mitglieder der bewaffneten Kommandos Einzeltäter sind. Einmal heißt es, dass sie nicht zurechnungsfähig sind. Einmal heißt es, dass sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Einmal heißt es, dass ihnen Ausbildung und sichere Arbeitsplätze fehlen. Einmal heißt es, dass ihnen eine "Perspektive" eröffnet werden soll, um sie für Menschlichkeit zu gewinnen und in die friedliche Umgebung zu integrieren.

Ausbildung und würdige Lebensverhältnisse sind absolut wichtig und in jedem Fall erstrebenswert. Auch die Entschärfung ethnischer Streitigkeiten sowie die Kompromissuche in diversen territorialen Konflikten (auch und gerade an den Grenzen Europas!) sind von großer Bedeutung. Doch die Beilegung solcher Probleme ist nicht der Schlüssel zur Beendigung der jetzigen Terrorwelle. Der gegenwärtige Ausbruch von Gewalt ist vor allem durch religiöse Feindbilder motiviert. Diese Erkenntnis ist aus europäischer Sicht nur schwer vorstellbar. Sie erscheint manchen "unlogisch" oder gar "unwürdig". Doch auch in Europa muss man sich daran gewöhnen, dass es andere Weltanschauungen gibt, die nicht den Regeln der Political Correctness entsprechen. Fakten sind Fakten.

Die richtige Diagnose ist das A und O. Wenn diese stimmt, wird man relativ zügig wirksame Massnahmen entwickeln und ergreifen können. Man wird schnell erkennen, dass es keinen Sinn hat, den Terror gegen Zivilisten an einigen Stellen zu rechtfertigen und an anderen Stellen zu verurteilen. Die Dimensionen der Terrorwelle lassen solche Unterschiede nicht mehr zu. Sie erzwingen eine breite Solidarität, die in eine wirksame, grenzenüberschreitende Zusammenarbeit münden muss. Zudem erfordert die aktuelle Terrorwelle eine wahrhaftige und klare Abgrenzung zwischen der großen Mehrheit der Muslime, die in Frieden und Sicherheit leben wollen, und der kleinen, militanten Minderheit der Muslime, die den eigenen, religiösen Krieg im Orient in den Westen trägt und seine Werte der christlichen Welt aufzudrängen versucht.

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