Al Watan, Saudi Arabien: Abkommen bringt Geldregen für iranischen Terror / Al Nahar, Libanon: Freunde Kerry und Zarif / Al Gomhuria, Ägypten: Iran kassiert Milliarden / Al Rai, Jordanien: USA & Iran teilen die Welt / Al Ittihad, Golf Emirate: nach Abkommen wird Iran der GROßE (von rechts nach links) / Irakische Nachrichtenagentur: Iran überspringt Obama / Shlomo Cohen: "Frieden in unserer Zeit"
Bei seiner gestrigen Pressekonferenz hat sich US-Präsident Barack Obama etwas Ungewöhnliches geleistet. Er hat nicht nur Fragen beantwortet, wie es bei solchen Veranstaltungen üblich ist. Mehrere Male hat er die Fragen an sich selbst gestellt. Diese hat er von einem Blatt Papier mit fertigen Notizen penibel und sehr bedacht vorgelesen. Fast wütend hat Obama die erfahrenen Journalisten im Raum belehrt: "Diese Frage haben Sie noch nicht gestellt... und auch diese noch nicht..."
Zweck der merkwürdigen Übung war, alle denkbaren Argumente gegen das Atomabkommen mit dem Iran unbedingt zu nennen, um sie dann auch gleich zu entkräften. Dabei wirkte der Präsident sichtlich nervös, und das wohl zurecht. Obama weiß sehr genau, dass es in beiden Häusern des US-Congress eine deutliche Mehrheit gegen das Abkommen gibt. Ihn bringt die Befürchtung um den Schlaf, dass das von ihm angekündigte Veto gegen die Ablehnung des Dokuments durch den Congress von einer Zweidrittelmehrheit überstimmt werden könnte.
Der Kampf um die Ratifizierung des Atomabkommens ist für Obama von enormer Bedeutung. Er sieht darin einen zentralen Teil des politischen Erbes, das er den nachkommenden Generationen unbedingt hinterlassen will. Was Obama aber nicht sieht ist viel wichtiger als sein angedachtes Vermächtnis. Obama sieht nicht, was die Karikaturen in diesem Beitrag so deutlich zeigen. Nämlich: In den Augen der wichtigsten sunnitischen Staaten bedeutet das Atomabkommen eine grobe Intervention der USA und der Großmächte in einen alten muslimisch-muslimischen Konflikt.
Iran an der Schwelle zur Atommacht war bisher eine unangenehme, erschreckende Realität, mit der sich die sunnitischen Nachbarn des schiitischen Gottesstaates nicht abfinden wollten. In den USA und dem Westen haben die sunnitischen Länder den Garant gesehen, dass der Iran in die Schranken gewiesen wird. Nun ist aber das Gegenteil geschehen. Die USA und die Großmächte haben sich mit dem Status des Iran als ein Staat an der Schwelle zur Atommacht abgefunden und diesen sogar legitimiert und unterstützt.
Die unausweichliche Konsequenz: Saudi Arabien, die Türkei, Ägypten und vielleich noch andere sunnitische Länder werden nun einen ähnlichen Status anstreben. Das schreibt ihnen praktisch die über tausend Jahre alte Rivalität bzw. Wettbewerb bzw. Konflikt bzw. Waffengang mit der schiitischen Welt vor. Dieser Umstand ist durch die agressive Expansionspolitik erheblich gestärkt, die der Iran in den letzten Jahrzehnten betreibt (die Interventionen im Irak, im Libanon, in Syrien, in Yemen und in Gaza sind dafür ein aktueller Beleg).
Die Bilder oben sprechen eigentlich für sich. Wer aber auch schriftliche Erläuterungen dazu braucht, der bekommt sie in diesen Tagen in vielen arabischen Medien. Hier zum Beispiel auch auf Englisch - und somit für westliche Politiker, Experten, Diplomaten, Unterhändler, Journalisten und eigentlich Jedermann verständlich. Natürlich auch für Präsident Obama, der sich irrtümlicherweise als ein großer Friedensstifter sieht, während er im Orient einen gefährlichen, atomaren Wettbewerb erheblich begünstigt.
Lesen Sie bitte auch diese Beiträge:
Nur ISIS kann den Iran stoppen – das ist die Trumpfkarte des sunnitischen Kalifat
Prinz Turki Al-Faisal und ich erklären, wie es mit der iranisch-schiitischen Bombe bestellt ist
_________________________________
You are welcome to follow and comment on Facebook & Twitter
Daniel Dagan: Vor Ort
Artikel, Vorträge, Moderation (deutsch, englisch, spanisch, französisch, hebräisch)
Mehr...
Werbung:
Meistgelesene Artikel: