Vom Land der Propheten an das Land der Philosophen: Griechenland behält den Euro; die EU übernimmt die Schulden, ohne es zuzugeben

Die deutsche Presse drückt Verzweiflung aus / Shlomo Cohen in Israel Ha'yom (letzte Zeichnung) beschreibt, wie Europa mit dem Griechenland-Fiasko umgeht



Wie schon so oft wird von mir erwartet, eine aktuelle und zuverlässige Prognose zum aktuellen Geschehen zu geben. In letzter Zeit immer häufiger zu Griechenland, was sonst? Ich, der aus dem Land der Propheten kommt, sollte den Ausgang der gegenwärtigen Krise um das Land der Philosophen voraussagen. Ich weiche nicht aus. Ich gebe eine klare Bewertung ab, die ich als 100 Prozent verlässlich sehe. Diese ist knapp und eindeutig. Sie steht in der Schlagezeile dieses Beitrags.



Sie werden womöglich protestieren. Woher kann man es wissen? Bei allen Unsicherheiten und Turbulenzen, die wir in den letzten Tagen erleben? Wie wagt man es, mit dieser Bestimmheit festzustellen, wie es in dieser Krise weitergeht? Was veranlasst mich dazu, meine journalistische Glaubwürdigkeit in einer solch eklatanten Art und Weise aufs Spiel zu setzen?

Die Vorbemerkung auf meine Antwort lautet, dass ich mich von der medialen Aufregung um Griechenland nicht leiten lasse. Ich weiche bewusst den vielen Talkshows aus, in denen das Grexit-Szenario so Einschaltquoten steigernd rauf und runter diskutiert wird. Ich rate Ihnen ebenfalls, sich nicht zu sehr von den heftigen Stellungnahmen beindrucken zu lassen. Der Medienrummel und die wirtschaftliche und politische Realität sind zwei getrennte Felder. Das erste ist eben eine Show, die ihre eigene Dramaturgie inszeniert. Das andere besteht aus harten Fakten, die die Entscheidungsträger letztlich zur Grundlage ihres Handels machen.

Das sind die vier entscheidenden Faktoren, die die Lage bestimmen -

Erstens: Griechenland wird nie seine Schulden tilgen können. Schlaue Leute haben errechnet, dass beim jetzigen Tempo der Rückzahlungen (die allerdings bereits unterbrochen wurden!) weit über 100 Jahre vergehen würden, ohne das auch nur zwei Drittel der Anleihen wieder bei den Gläubigern landen. Also praktisch nie. Diese Lage wird sich nicht ändern.

Zweitens: Griechenland wird akzeptieren müssen, dass seine Staatsfinanzen praktisch von den Gläubigern gelenkt werden. Die vielzitierte Forderung nach einschneidenden Reformen wird also durchgesetzt - mit oder ohne die jetzige Regierung an der Macht. Die aktuellen Muskelspiele, die Athen vorführt, werden ziemlich bald ein Ende haben.

Drittens: Europa kann es sich politisch nicht leisten, Griechenland aus der Eurozone auszuschließen (was übrigens auch juristisch sehr fragwürdig ist). Warum und wieso habe ich in vielen Beiträgen erläutert. Also bleibt Griechenland im Club der Euroländer, obwohl es keineswegs in der Lage ist, seine Verpflichtungen einzuhalten. Man kann zurecht darüber lamentieren. Donnoch steht fest - daran ist nicht mehr zu rütteln.

Viertens: Offiziell werden die Gläubiger nicht auf große Anteile ihrer Darlehen verzichten, um keine falschen Signale an andere Länder zu senden, die ebenfalls in Schwierigkeiten geraten sind. Doch der Verzicht auf eine glaubwürdige und konkrete Rückzahlung ist nicht mehr wegzudenken. Es geht nur noch darum, Griechenland im Gegenzug zur vollen Akzeptanz der Reformen zu bewegen. Genau das wird in den nächsten Tagen und Wochen geschehen. Offen dabei bleibt allerdings, wie wirksam die Umsetzung sein wird.

Lesen Sie bitte hier weiter:

Ewiges Kopfzerbrechen Eurozone: Griechenland bleibt und bleibt und bleibt…

_________________________________

You are welcome to follow and comment on Facebook & Twitter

Anmelden