Luo Jie in China Daily: die Rede von Netanyahu / Shlomo Cohen: ...geht im Geräusch der Zentrifugen unter / Al Riaydh: die Bombe im Bau / Al Madina: ...erlaubt den Ayatollas bereits, immer mehr sunnitisch-arabische Gebiete zu beherrschen
Der nukleare Schirm der USA gilt bekanntlich seit vielen Jahren für Deutschland und für weite Teile Europas, die nicht über Kernwaffen verfügen. Er gilt auch für Japan, für Südkorea und einige andere Länder, die sich durch Atomwaffen ihrer feinseligen Nachbarn bedroht fühlen. Nun gibt es eine neue, bemerkenswerte Entwicklung. Der amerikanische Nuklearschirm wird den arabischen Golfstaaten angeboten. Das soll US-Aussenminister John Kerry bei einem Treffen mit Amtskollegen und anderen führenden Persönlichkeiten aus den arabischen Monarchien versprochen haben.
Grund für das dramatische Angebot ist die zunehmende Gewissheit, dass das iranische Atomprogramm für militärische Zwecke nicht mehr aufzuhalten ist. Zwar verhandelt Kerry über ein Abkommen, das angeblich sicherstellen soll, dass der Iran keine Nuklearwaffen entwickelt. Doch auch die amerikanische Administration gibt zu: der Iran könnte jederzeit aus dem angestrebten Deal aussteigen und in der Lage sein, innerhalb von wenigen Monaten - höchstens binnen eines Jahres - Atombomben zu produzieren. Selbst wenn der Iran alle Einschränkungen einhält, ist sein Weg zur Atommacht bereits geebnet. In zehn Jahren - wenn das Abkommen ausläuft - kann und darf der Iran ohne Weiteres an der Bombe weiterbasteln. Ganz davon zu schweigen, dass der Iran insgeheim die Bestimmungen des Abkommens unterlaufen könnte und die Bombe bereits vorher produziert.
Diese unglückliche, gefährliche Lage entstand, da die USA auf mehrere, wichtige Schlüsselklauseln verzichtet hat, die früher als eine Vorbedingung zum Abkommen mit dem Iran galten. Hierzu gehört vor allem ein absolutes Verbot der Anreicherung von Uran durch den Iran. Die USA und ihre Partner am Verhandlungstisch bestehen nicht mehr auf diese Bedingung - auch nicht im endgültigen Abkommen, das demnächst unterzeichnet werden soll. Das heißt im Klartext: der Iran befindet sich auf dem Weg zum militärischen, atomaren Arsenal - und zwar mit der Legitimation der internationalen Gemeinschaft. Vielleicht wird dieser Weg etwas aufgehalten. Doch er wird nicht gebremst. Warum? Weil dem US-Präsidenten Barack Obama die Entschlossenheit fehlt, den Iran doch noch in die Schranken zu weisen. Das ist die harte Realität.
Die Folgen für die Nachbarn des Iran sind verheerend - und zunehmend in der Region sichtbar. Der Iran benutzt bereits seine Vormachtstellung sehr wirksam. Das Geschehen im Irak wird zum großen Teil durch Tehran bestimmt. Das gleiche gilt für Syrien, dessen Präsident Bashar Assad sich ohne iranische Militärhilfe nicht halten kann. Im Yemen werden die schiitischen, Houthi Rebellen immer agressiver. Mit Rückendeckung des Iran streben sie eine Machtübernahme an, was die strategische Lage auch in der Meeresstraße zum Roten Meer ändern würde. Im Libanon übt die schiitische Hizbollah immer mehr Druck auf die Regierung aus und unterhält praktisch eine eigene Streitmacht, die aus dem Iran geleitet wird.
Hinzu kommt die direkte Bedrohung durch einen atomaren Iran. Diese liegt in nicht allzu ferner Zukunft - wie auch die amerikanische Administration weiß. Darum das Angebot mit dem nuklearen Schirm. Allerdings wäre es naiv und unverantwortlich zu denken, dass die sunnitischen Monarchien die Veränderung in der Region tatenlos hinnehmen. Saudi Arabien versucht bereits als erstes Land intensiv, ein eigenes Atomprogramm zu entwickeln. Als Hüter der heiligen Stätten des Islam fühlt sich das sunnitische Land dazu verpflichtet. Es kann nicht eine schiitische Dominanz in seiner Nachbarschaft dulden. Auch Ägypten wird nicht lange zögern, zumal es dem jetzigen US-Präsidenten zutiefst misstraut, da er den Erzfeind des Regimes, die Muslim Brotherhood, immer wieder unterstützt hat. Der sunnitisch-schiitisch atomare Wettlauf beginnt. Die Region und die Welt werden weniger sicher.
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Schlagwörter: Houthi Rebellen, Nuklearschirm, Nuklearwaffen, Schlüsselklauseln, sunnitisch-arabische Gebiete, sunnitisch-schiitisch atomare Wettlauf, vormachtstellung
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