Cleveland Plain Dealer: es ist wie bei einem Streifen von Walt Disney/ Martin Rowson in Guardian: was bringt diese schlimme Methode? / Horsey in Los Angeles Times: nach dem Verhör - Aufräumungsarbeiten / Greg Groesch in Washington Timest: Obama brüstet sich mit der Liquidierung von Bin Laden
Seit Tagen quält sich die USA mit einem umstrittenen Bericht zu den extremen Verhörmethoden der CIA, die viele Kritiker als verbotene Folterpraktiken ansehen. Die Veröffentlichung sowie die anschließende Debatte darüber bringen zweifelsohne mehr Transparenz und werden vermutlich zu größerer Vorsicht bei künftigen Befragungen von Gefangenen führen. Doch bei aller berechtigten Kritik bleibt wichtig festzuhalten, vor welchem Hintergrund die besagten Verhörmethoden angewendet wurden. Es war kurze Zeit nach den Anschlägen vom 11. September 2011. America wurde in Angst und Schrecken versetzt. Die Sicherheitsorgane haben strenge Anweisungen bekommen, alles Mögliche zu tun, um weitere Angriffe auf die USA und ihre Verbündeten zu verhindern. Die damalige Hauptquelle für Informationen über Anschlagspläne waren Gefangene, die nachweislich zum Terrornetzwerk von Al Kaida gehörten. Man fühlte sich dazu verpflichtet, sie zur Weitergabe ihres Wissens zu bewegen - was auch weitgehend gelungen ist und viele Menschenleben gerettet hat.
Keiner kann mit absoluter Sicherheit sagen, ob und wieweit bestimmte Praktiken beim Verhör von Terroristen zum Erfolg führen oder nicht. Fest steht allerdings, dass sich inzwischen sehr viel Fachwissen angesammelt hat. Heute kann man viel besser als früher fehlende Bausteine einem Puzzel von Informationen hinzufügen, das Gewissheit über Anschlagspläne gibt. Das geschieht durch bedachte Zusammensetzung von mehreren Komponenten: Beobachtung und Analyse von Daten und Eintragungen in soziale Medien, auf denen sehr viel vermittelt wird, wenn auch versteckt; Verfolgung und Abhören der Kommunikation von Terrrornetzwerken im Internet oder auf anderen Wegen; Überwachung der Geldbewegungen auf Konten von verschiedenen Gruppen und Vereinen, die sich als gemeinnützig maskieren oder gar als NGOs für humanitäre Zwecke darstellen; und nicht zuletzt die raffinierte Befragung von Gefangenen - ohne Anwendung von unerlaubtem physischem oder psyschichem Druck.
Die anhaltende, islamistische Terrorwelle hat bei den Behörden in vielen Ländern - nicht nur in den USA - zu weitreichenden Konsequenzen geführt. Man kann vielfach in Echtzeit festellen, wo und wann die Gefahr lauert - und entsprechend auch reagieren. Heute ist es für Terrororganisationen kaum noch möglich, von einer zentralen Stelle Anschläge zu planen und durchzuführen. Daher versuchen sie, ihre Aktivititäten möglichst dezentralisiert zu gestalten. Zellen in entlegenen Orten sind mit der Autorität und den Mitteln ausgestattet, eigene Pläne zu erarbeiten und in die Tat umzusetzen. Die Führer der Terrornetzwerke setzen auch auf die Ermunterung von einzelnen Fanatikern, die ganz individuell agieren - ohne vorherige Plannung und Absprache. Bei solchen Anschlägen durch Einzeltäter ist die rechtzeitige Vereitelung kaum möglich. Allerdings ist auch die Wirksamkeit dieser Taten relativ begrenzt.
Die aktuelle Diskussion um den sogenannten "Folterbericht" ist insofern nicht sehr hilfreich, weil sie weitgehend nach Parteilinien geführt wird. Der Eindruck wird erweckt, dass der demokratische Präsident Barack Obama gegen die republikanische Partei punkten will. Das ist für alle Seiten schädlich und begünstigt Vorwürfe von Heuchelei. Führende Republikaner behaupten, dass Obama die Veröffentlichung durchboxte, obwohl er und seine Administration von den umstrittenen Verhörmethoden profitierten. Nur dadurch, wird argumentiert, konnte Bin Laden geortet und getötet werden, womit sich die Obama-Adminstration selbst seit Jahren brüstet. Zur Kritik im Ausland lässt sich sagen, dass jedes Land sich selbst den Spiegel vorhalten sollte. Nicht nur Amerikaner wussten Bescheid über die umstrittenen Praktiken, und nicht nur sie wenden fragwürdige Praktiken an. Manche Enthüllungen aus anderen Ländern werden bereits angedeutet. Andere werden bestimmt folgen. Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.
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Schlagwörter: Angst und Schrecken, cia, den Spiegel vorhalten, folterbericht, im glashous sitzen, islamistische Terrorwelle, mit steinen werfen, ngos
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