Heute im Orient: Bahrain zementiert Herrschaft der sunnitischen Minderheit; palästinensische Köngin Rania liest den Arabern die Leviten
Alayam, Manama: Wahlbezirke im Königreich / Al Bilad: nun wird gewählt / Tahir Shabani in Voice of Bahrain: so sieht die schiitische Mehrheit die Lage / Osama Hajjaj in Arab Al Yawm, Amman: Kalifat der Muslim Brotherhood im Sinai gefährdet Ägypten
Von den vielen Konflikten im Nahen und Mittleren Osten ist die über tausend Jahre alte Konfrontation zwischen Sunniten und Schiiten bei weitem der dauerhafteste, der blutigste und letzlich auch die komplizierste Zwietracht. Am Rande dieses Konflikts sind zwei Ereignisse von Bedeutung, die das Geschehen im Orient mitbestimmen und die wirklichen Auseinandersetzungen im Islam sehr einleuchtend reflektieren.
Das eine sind die Wahlen im Königreich Bahrain. Der König Hamad bin Isa al Khalifa lässt heute wählen, um seine eigene Macht sowie die Vorherrschaft der sunnitischen Minderheit im kleinen Inselstaat zu zementieren. Der König tut es vor allem, um sich im Westen Legitimation zu verschaffen. Dabei setzt er sich über die Anliegen, die Interessen sowie den politischen Willen der großen Mehrheit der Bevölkerung hinweg. 70 Prozent der Untertanen in Bahrain sind nämlich Schiiten. Sie würden gerne ein anderes Herrschaftssystem sehen als das jetzige, das im Einklang mit dem mächtigen Nachbarn Saudi Arabien dem sunnitischen Islam ganz klar dem Vorrang gibt.
Hintergrund des Urnengangs sind die Unruhen, die vor drei Jahren in Bahrain stattfanden und die immer wieder aufflammen. Durch diese Aufstände versuchen schiitisch politische Führer und auch shiitische Geistliche ihre Identität zu unterstreichen und somit den sunnitischen König herauszufordern. Der Monarch fährt dabei eine doppelte Strategie. Nach Aussen hin versucht er, möglichst Rechtsstaatlichkeit zu demonstrieren, was unter anderem die heutigen Wahlten notwendig macht. Nach Innen hin setzt er die Repressalien gegen die Schiiten fort und sorgt dafür, dass seine Anhänger im Parlament eine deutliche Mehrheit erringen.
Nach Lage der Dinge kann der König eigenlich nicht anders handeln. Die schiitische Mehrheit in Bahrain bekommt massive Unterstützung aus dem Iran - das mächtigste Zentrum der Schiiten weltweit. Aus sunnitischer Sicht handelt es sich dabei um den klaren Versuch, am persischen Golf einen strategischen Vorposten zu beherrschen und die heiligen Stätten in Mecca and Medina zu gefährden. Vor allem Saudi Arabien wehrt sich dagegen und schickt immer wieder Truppen nach Bahrain, um die Inselmonarchie vor dem iranischen Zugriff zu retten. Die USA-Flotte in Bahrain garantiert ebenfalls, dass der König wohl behütet bleibt.
Nun werfen wir den Blick nach Abu Dhabi - eine weitere, sunnitische Golfmonarchie, die sich durch den Iran gefährdet sieht. Dort hat die jordanisch-palästinensische Königin Rania den Zustand der muslimischen Welt mit deutlichen Worten beklagt, wie ihre eigene Website verrät. Königin Rania ist selbst eine Palästinenserin, die in einem Staat mit einer sehr großen palästinensischen Bevölkerungsmehrheit herrscht. Dieser Staat, Jordanien, erstreckt sich auf über 80 Prozent des ehemaligen Mandatgebietes von Palästina. Als eine sunnitische Araberin bemängelt Königin Rania den Zustand ihrer Glaubensrichtung. Gewalt und Brutalität statt Bildung und Fortschritt. Extremisten haben das Sagen. Sie kidnappen die Identität der arabischen Nationen.
Diese selbstkritischen Äusserungen richten sich eindeutig an die arabische, sunnitische Welt, die sich zur Zeit von Fanatikern der ISIS, der Hamas, der Muslim Brotherhood und dergleichen leiten lässt. Dabei muss die palästinensische Königin Rania nicht weit suchen. Das eigene Parlament hat die Terorristen hochgelobt, die betende Menschen in einer Synagogue massakrierten. Das Wirken dieser Gruppen und Institutionen sorgt für Rückstand, für Armut und für Hoffnungslosigkeit. Es trägt auch dazu bei, dass die sunnitische Welt insgesamt an Einfluß verliert und der Konkurrenz bzw. Rivalität der schiitischen Welt gegenüber nicht bestehen kann.
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Schlagwörter: die leviten lesen, königin rania, Königreich Bahrain, palästinensische königin
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