The Sharpener: Euro & Dollar im Wettbewerb / Onwards: wohin steuern? / Deutsche Presse: was wird aus unserem Geld? / Credit Writedowns: die Uhr tickt für die Schwachen / ...und nun auch für Deutschland?
Die erneute Eurokrise ist gewiss mit keiner anderen Finanzkrise oder Wirtschaftskrise zu vergleichen. Jede Krise hat ihre besonderen, spezifischen Merkmale. Jede ist mit den gesellschaftlichen und ökonomischen Umständen verbunden, in denen sich der Konjukturniedergang abspielt. Europa hat Besonderheiten, die deutliche Schwächen aufzeigen aber auch in Stärken umgemünzt werden können.
Dennoch gibt es Parallelen, die allgemeingültig sind. Diese konnte ich in den letzten Tagen sehr gut in Israel beobachten. Ich war in einer Region im Norden des Landes, wo seit vielen Jahrzehnten mehrere Kibbuzim (plural von Kibbuz) existieren. Alle diese Gemeinschaftsdörfer haben tiefe Krisen hinter sich, oder befinden sich immer noch mitten in einer Krise. Manche haben durchgehalten und wurden sogar gestärkt. Andere mussten praktisch aufgeben und scheiterten mit dem Versuch, ihre einzigartige Lebensform zu erhalten. Diese Lebensform kann man in einem einzigen Satz zusammenfassen. Er lautet: Jeder leistet nach seinen Kräften - und jeder bekommt nach seinen Bedürfnissen.
Der Schlüssel zum Erfolg war und bleibt die Wettbewerbsfähigkeit. Jeder Kibbuz, der sich mit seinen Produkten und Dienstleistungen auf dem Markt behauptete, konnte die ursprünglichen Solidaritätsprinzipien weiterhin anwenden (wenn auch in einer neuen, modernen Form). Jeder Kibbuz, der seine wirtschaftliche Grundlage verloren hatte, musste sich von den idealistischen Vorstellungen seiner Gründer verabschieden und sich vollkommen neu orientieren. So entstand die besondere gesellschaftliche Einheit "privatisierter Kibbuz" - eine neue, widersprüchliche Lebensform, die sich von den Gründungsideen immer weiter entfernt hat.
In Europa geht es natürlich nicht um die Beibehaltung von kleinen Lebensgemeinschaften wie der Kibbuz. Wohl aber geht es um die Erhaltung einer wirtschaftlichen und politischen Union, mit der von Anfang an viele Hoffnungen auf eine friedliche Entwicklung sowie allgemeinen Wohlstand verbunden waren. Diese Union ist in den letzten Jahren brüchig geworden, was sich deutlich in der erneuten Eurokrise manifestiert. Auch hier ist das grundlegende Problem die fehlende Wettbewerbsfähigkeit. In mehreren Volkswirtschaften gibt es weiterhin keine Bereitschaft, auf völlig veränderte Bedingungen wirklich zuzusteuern, obwohl es die Realität schon längst erzwingt.
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