Sorry Mr. David Cameron, Sie und Ihr Land können ISIS nicht bezwingen; das können nur die Araber selbst!
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Der muslimisch-muslimische Glaubenskrieg in Syrien und im Irak wirkt sich nun auch auf Europa aus. So zumindest nach Auffassung des britischen Premier David Cameron. In einem ungewöhnlichen Namensbeitrag in der Tageszeitung The Telegraph plädiert Cameron für eine Intervention des Westens und schließt militärische Schläge nicht aus. Wie genau diese auszusehen haben bleibt allerdings noch offen.
Das Hauptargument von Cameron lautet, dass die Islamisten im Orient sehr bald auch auf den Straßen von London zuschlagen könnten. Daher sei es sinnvoll, sie bereits im Zweistromland zu stoppen. Mit diesem Argument versucht Cameron die Öffentlichkeit in Großbritannien zu mobilisieren. Diese war und bleibt zurecht äusserst skeptisch, was eine Intervention in die arabisch-muslimischen Fehden angeht. Der Meinungsartikel des aktuellen Bewohners von Downing Street 10 wird die Bürger des Königreichs kaum davon überzeugen, dass die British Army tatsächlich vorbereitet und in der Lage ist, die Konflikte in Syrien und im Irak zu entschärfen.
Für ein Eingreifen spricht vieles: Die desolate Lage der Christen im Irak (und eigentlich in allen arabischen Ländern). Die humanitäre Katastrophe, die bereits jetzt schlimme Dimensionen erreicht hat. Die akute Gefahr, dass die Infrastruktur im Irak völlig zusammenbricht und strategische Investitionen des Westens - besonders in der Ölindustrie - buchstäblich weggeschwemmt werden. Das wäre vorstellbar, wenn ISIS-Islamisten die Dämme beschädigen, die sie ohnehin bereits kontrollieren. Mit dieser Karte in ihren Händen können die Gotteskrieger die Millionenstadt Bagdad weitgehend zerstören und sie zur Kapitulation bringen.
Viele moderate Araber in der Region unterstützen die Auffassung von David Cameron und äussern den Wunsch, dass Großbritannien und "der Westen" gegen ISIS militärisch vorgeht. Doch das ist eine verkehrte Haltung, die letztlich kontraproduktiv wirkt. Die Wahrheit ist, dass westliche Bomben auf die Hochburgen von ISIS die Islamisten nicht empfindlich treffen und umgekehrt sogar bestärken. Zum einen kommen bereits jetzt viele unbeteiligte Zivilisten bei den Luftschlägen um; zum anderen genießen die sunnitischen Extremisten Rückhalt in der Bevölkerung, da sie aus ihrer Sicht gegen die Ungläubigen bzw. die modernen Kreuzritter Widerstand leisten.
Was wäre der richtige, wirksame Weg, ISIS und seine Ableger oder Gleichgesinnten zu bekämpfen? Der richtige Weg wäre, dass die gutwilligen Araber selbst eine Armee aufstellen und gegen die Gotteskrieger ihrer eigenen Glaubensrichtung in den Kampf ziehen. Die arabischen Staaten in der Region sind mit modernsten Waffen ausgestattet. Sie haben viele Einheiten in allen möglichen Gattungen. Militärisch gesehen können sie ISIS binnen weniger Tage schlagen. Das Problem ist nicht das Kräfteverhältnis. Das Problem ist die Gesinnung. Wollen die sogenannten moderaten Araber dem neuen Kalifat ein Ende setzen? Dann sollten sie eigenmächtig handeln. Und zwar sofort.
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Schlagwörter: david cameron, eigenmächtig handeln, Gleichgesinnten, Gotteskrieger, kalifat, namensbeitrag
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