Kann man die Ukraine zum Friedensfest Ostern befrieden?

Komsomolskaya Pravda: der Messias kommt zu Ostern / ...und wird in diesem Bild so gesehen / Elkin Moscow Times: Konfrontation um die Ukraine / ...von der Putin nicht lassen kann



Es ist vielleicht nur ein Zufall, jedoch ein sehr markantes. Wenn man heute zu Ostersonntag die Website der wichtigen russischen Zeitung Komsomolskaya Pravda besucht springt ganz oben eine große Überschrift ins Auge - "Der Messias kommt"" (gelb markiert im ersten Bild der Galerie). Durch einen Klick auf diese Überschrift kommt man auf ein Foto des russischen Präsidenten Vladimir Putin, der gemeinsam mit seinem Weggefährten Dmitry Medvedev eine Moskauer Kirche besucht (zweites Bild). Diese für Russen vertraute religiöse Zeremonie dient ganz klar dazu, die russisch-orthodoxe Tradition zu betonen und mit der politischen Führung des Landes zu verbinden. Wenn auch nicht gleich der Messias erscheint, kommt jedoch Putin hier in der Rolle des Retters, der russische Werte verkörpert und sie in diesen Tagen auf militärischer und internationaler Bühne vehement verteidigt. So verschafft man sich Legitimation nach Innen. So sendet man Signale nach Aussen. Die Botschaft lautet ganz klar: Putin handelt in russischen Interessen, die eine lange Geschichte haben und sich natürlich auch auf einen gemeinsamen Glauben stützen. 



Putin kämpft in diesen Tagen an mehreren Fronten. Natürlich auch an der Heimatfront, wo sich Kritiker hier und da zu Wort melden. Zum Beispiel in Teilen der russischen Presse, die allerdings insgesamt den Kreml klar unterstützt. Im dritten Bild zeichnet der Karrikaturist Elkin, wie Putin die Ukraine angeblich rettet - durch Konfrontation und Gewalt. Im vierten Bild zeigt er, wie Putin auf Militär setzt (eine Wolke als Panzer) und sich Teile der Ukraine einverleibt (russischgefärbtes T-Shirt unter ukrainischgefärbtem Hemd).

Ostern wird auch in Russland als ein Fest des Friedens wahrgenommen. Doch aus der Sicht der russischen Führung gibt es keine Chance auf Frieden, wenn das bis vor kurzem verbündete, äusserst wichtige Land Ukraine seine Orientierung völlig ändert. Wie vielfach in diesen Seiten erläutert kann Russland eine solche radikale Umwandlung keineswegs akzeptieren - schon aus praktischen Gründen nicht. Darum wird auch und gerade zu Ostern der Zusammenhalt der russichen, traditionsreichen Nation so deutlich unterstrichen.

Gedanken und Pläne für Frieden in Europa sind ohne Beteiligung von Russland unwirksam. Diese Erkentnis wird demnächst die politische Realität bestimmen. Die USA liegt weit weg und hat praktisch keine Möglichkeit, die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine wieder rückgängig zu machen. Die europäischen Verbündeten sind ziemlich unwillig, wenn es darum geht echte, wirksame Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Solche Sanktionen würden einen Bumerangeffekt haben und die EU genauso hart wie das russische Reich treffen.

Es bleibt für beide Seiten kaum eine andere Option, als sich möglichst schnell über eine gemeinsame Lösung zu einigen. Die Ukraine kann nicht ohne Weiteres zwischen Ost und West wählen. Die Ukraine - wenn sie als eine territoriale und staatliche Einheit bestehen bleibt - muss zu einer Identität zurückfinden, die ihrer geopolitischen Lage zwischen zwei rivalisierenden Landesteilen und zwei Welten entspricht. Gerade das Friedensfest Ostern ist die geeignete Zeit, an diese Wahrheit zu erinnern.

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