Athen feiert und beschimpft Angela Merkel: kann sich Griechenland am deutschen Tropf halten?

Ta Nea: Griechenland gespalten / ...und kaum haltbar / wohin steuern unsere Kapitäne? / To Vima: bunte Risiken & Chancen / ...wobei  Deutschland immer im Blick bleibt /Antenna1: Angela kommt! / Angela wird Hilfe anbieten! / Angela als Göttin verhindert vielleicht GREXIT



Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel in Athen eintrifft steht Griechenland Kopf. Das ist heute wieder der Fall. Irgendwie glauben wohl die Griechen, ihr Schicksal mit Deutschland und speziell mit der Person Angela Merkel eng verknüpft zu haben. Im Guten (was in den letzten Jahren selten vorkommt) wie im Bösen (was gegenwärtig immer noch der Krisensituation entspricht) sehen sich viele Menschen in Athen am Tropf des mächtigen und gesunden Deutschlands. Demos gegen die Kanzlerin begleiten den Besuch ebenso wie Ehrungen und große Auftritte. Es ist ein Wechselbad der Emotionen und Bewertungen, das seinen Niederschlag auch in der hiesigen Presse findet.



Noch ist der Besuch nicht abgeschlossen. Doch schon jetzt wird klar - die Erwartungen sind sehr hoch. Freunde und Kritiker zugleich setzen weitgehend darauf, dass die Rettung für die Probleme ihres krisengeschüttelten Landes aus Berlin kommt. Das ist wohl die nachträgliche Wirkung der Einführung einer gemeinsamen Währung, mit der man so viele Hoffnungen verbunden hat. Vor allem auch die klammheimliche Hoffnung, dass "die Großen" - allen voran Deutschland - die relativ kleine Volkswirtschaft Griechenland nicht fallen lassen. Das kann man doch nicht, wenn man den Euro unbedingt behalten will.

Sind für Athen neue Zeiten angebrochen? Ist die Rückkehr an die Kapitalmärkte ein Zeichen der Gesundung, die nun endlich Wachstum bringt? Diese Frage können letztlich nur die Griechen beantworten. Eine günstige, nachhaltige Entwicklung setzt voraus, dass sich die Haltung in Politik und Gesellschaft ändert. Weder die Bundeskanzlerin noch andere auswärtige Besucher können die tiefgreifenden Probleme in Griechenland wirklich nachvollziehen. Lösungen können sie schon gar nicht anbieten, auch nicht mit weiteren Milliardenkrediten. Diese werden wieder verwirtschaftet, wenn es bei der Haltung bleibt, die in den letzten Jahren vorherrschte, nämlich "Europa rettet uns".

Nur die Griechen selbst sind in der Lage, die erforderlichen Konsequenzen aus ihrer Krise zu ziehen und sich auf einen erfolgreichen Aufbau zu konzentrieren. Insofern ist Bundeskanzlerin Merkel nicht zu beneiden. Sie kann im Grunde nur trösten, beschwichtigen und verbal ermuntern. Und das möglichst kurz und höflich, bevor eine weitere Welle von Protesten und Gewalt anrollt. Alles andere liegt bei den Griechen. Es ging nie anders. Es wird auch in dieser Zeit nicht anders gehen.

Lesen Sie bitte auch diese Beiträge:

Europa zwischen Grexit und Utopie: Ein Schicksalstag für den alten Kontinent / Greeks decide eurozone’s fate

Homer Euro-Odyssee Teil II: Bürgschaft bringt Unheil – und das sogar doppelt und dreifach!

_________________________________

You are welcome to follow and comment on Facebook & Twitter

Anmelden