Moscow Times: Gefahr durch Jihadisten / ...in von Putin streng überwachten Russland / so könnte es aussehen! (Zeichnungen: Yelkin) / Dana Summers in Washington Times: ...denn Terror droht / Spiegel: ...eventuell sogar mit Zahnpasta / Jeff Darcy in The Plain Dealer, Cleveland: Kritik an Putin auch wegen Haltung zur Homosexualität
Jedes große internationale Ereignis ist gefährdet. Denken wir an frühere olympische Spiele - nicht zuletzt in Deutschland. Denken wir an die olympischen Sommerspiele in London. Denken wir an die vielen Konferenzen und Veranstaltungen, die heute mehr als je überwacht und abgeschirmt werden. Verschiedene radikale Gruppen haben immer wieder einen großen Anreiz, durch spektakuläre Anschläge Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die olympischen Winterspiele in Sochi bilden insofern keine Ausnahme.
Doch es gibt wohl eine Besonderheit, die bisher in der Weltöffentlichkeit ziemlich untergegangen ist. Diese Besonderheit lautet die demografische Zusammensetzung der russischen Föderation und die damit einhergehende religiöse und kulturelle Vielfalt. Diese Elemente spielen eine wesentliche Rolle in der aktullen Gefährdung der Spiele, die morgen im russischen Sochi beginnen.
Nur wenigen von uns ist es bewusst, dass in der Millionenmetropole Moskau bei weitem mehr Muslime leben als in jeder anderen europäischen Stadt (Istanbul ausgenommen, falls dieses türkische urbanische Zentrum als europäische Stadt zählen soll). Sehr häufig wird über die große muslimische Bevölkerung in London, in Paris oder in Berlin berichtet. Wer verbreitet schon Filme und Reportagen über die schätzungsweise zweieinhalb Millionen Muslime, die in Moskau leben?
Die durch und durch russisch geprägte Hauptstadt ist exemplarisch für die Zunahme der muslimischen Bevölkerung im ganzen Land. Heute schätzt man den Anteil der Muslime in der russischen Föderation auf 15 Prozent, Tendenz steigend. Ihre Zahl wächst rapide, während die Zahl der Russen im eigenen Land stagniert oder gar abnimmt. Die Prognose für die nächsten 20 oder 30 Jahre lautet eindeutig, dass die Russen im riesigen russischen Reich zu einer Minderheit werden.
Wie oben erläutert nimmt die muslimische Bevölkerung in Russland zahlenmässig zu. Doch ihre Integration im modernen russischen Staat lässt sehr viel zu Wünschen übrig. Viele Muslime in Russland fühlen sich verdrängt und nicht hundertprozentig zur russischen Gesellschaft zugehörig. In den überwiegend muslimischen Gebieten Russlands gibt es seit eh und je Bestrebungen für Unabhängigkeit, die in den letzten Jahren noch stärker als bisher zugenommen haben. Vor diesem Hintergrund tobt in Tschetschenien seit vielen Jahren ein brutaler Krieg. Anderswo in Russland gibt es häufig Razzien und Verhaftungen von Islamsiten.
Nur einige, sehr kleine Gruppen unter den Muslimen in Russland sind gewaltbereit. Doch sie können mit zunehmender Sypmathie unter vielen Muslimen rechnen, die nach und nach radikalisiert werden. Dieses Problem - das man im Westen oft debattiert - trifft Russland besonders hart. Denn die Dimensionen sind ganz anders als in Großbritannien, Frankreich oder Deutschland. Jihadisten in Russland können sich aufgrund der demografischen Veränderungen gute Chance ausrechnen, das Land in ihrem Sinne zu beeinflussen. In Sochi wollen manche von ihnen ein Zeichen setzen.
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Schlagwörter: islamistische Bedrohung, jeff darcy, sochi, Tschetschenien, zeichen setzen
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