Wenn GroKo Deutschland regiert: die GROßEN gestalten, die kleinen können sich durch Kritik wirksam profilieren
Cicero: Krokodil abgebildet / TZ: ...und hier auch gezeichnet / Berliner Zeitung: es geht los / Bild, Berliner Kurier: ...mit dieser Überraschung / Wall Street Journal: Wirtschaft besorgt / Spiegel & TAZ: Merkel wiedergewählt!
Eigentlich wäre es für Deutschland und für Europa besser gewesen, wenn die CDU/CSU ab heute mit den Grünen regieren würde. Das Land bekäme eine kleinere, jedoch robuste Koalition, die sich auf ein mutiges Programm hätte einigen können. Dann wäre es zu bahnbrechenden Reformen gekommen, um Deutschland für einen ökologischen Umbau bei stabiler Wirtschaft fit zu machen. Doch bei beiden potentiellen Partnern war man zu sehr auf altes Denken programmiert. Deutschland bekommt nun GroKo, wie es bei vielen hiesigen Medien heißt.
Was ist GroKo? Eine Vorstellung davon können Sie sich machen, wenn Sie die ersten Bilder in der heutigen Galerie betrachten. Deutsche Kollegen zeichnen ein überdimensionales Gebilde, ein Monstrum, das häufig mit einem Krokodil dargestellt wird. Damit will man wohl sagen: Diese große Koalition wird alles schlucken können, was ihr im Weg steht. Sie beherrscht das Parlament. Sie beherrscht das Land. Sie kann alles entscheiden und eigenwillig durchsetzen. Niemand ist in der Lage, ihr wirksam entgegenzutreten. Nur noch CDU/CSU und SPD haben das Sagen.
Das heißt nicht unbedingt, dass es Deutschland demnächst schlechter gehen wird. Eine Große Koalition kann großartige Dinge vollbringen. Sie bekommt ja Mehrheiten für alles, was ihr einfällt. Momentan sind ihr manche Wohltaten eingefallen, die die SPD unbedingt durchsetzen musste, um bei dem Votum der Parteimitglieder zum Zuge zu kommen. Mindestlohn wird eingeführt. Manche Rentner bekommen mehr. Sozialschwache werden angeblich profitieren. Die Liste der Erfolge lässt sich fortsetzen. SPD Chef Siegmar Gabriel kann sich auf die Brust klopfen.
Doch mit Wohltaten ist es so eine Sache. Irgendwann kommt der Zahltag. Diese Notwendigkeit kann nicht mal ein GroKo aushebeln. Schon jetzt rechnen Experten vor, dass viele neue, meist indirekte oder versteckte Belastugen auf das Gros der Bevölkerug zukommen. Es wird mehr Steuern und Abgaben geben, auch wenn das so nicht vereinbart wurde. Der Finanzbedarf wird durch die diversen Geschenke in vielen Bereichen steigen. Ohnehin werden viele neue Jobs im Staatsapparat geschaffen. Das gehört zum Wesen einer großen Koalition, die ja viele Anwärter auf begehrte Positionen an Schaltstellen in Politik und Gesellschaft hat.
Dennoch - erstmal viel Glück! Es muss nicht gleich schieflaufen, auch wenn die gigantische Zusammensetzung ohne Not entstand. Die Koaltionspartner haben den Ehrgeiz, das Land nach Vorne zu bringen. Die erfahrene Bundeskanzlerin wird ohnehin darauf achten, dass die Staatsausgaben nicht ausufern und alles einigermassen stabil bleibt. Die Mini-Opposition bekommt übrigens eine einmalige Chance, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Den unbegrenzten Gestaltungsmöglichkeiten von GroKo stehen erhebliche Profilierungschancen ihrer Gegner gegenüber. Kein schlechter Deal für Linke und Grüne, die irgendwann in ferner Zukunft ja mitbestimmen wollen.
Lesen Sie bitte auch diese Beiträge:
Große Koalition (oder Goalition anders ausgedrückt): neue Variationen auf Gold und Geld
Suchbegriff Wahlen in Deutschland: Finden Sie die richtige politische Konstellation!
_________________________________
You are welcome to follow and comment on Facebook & Twitter
Schlagwörter: GroKo
Daniel Dagan: Vor Ort
Artikel, Vorträge, Moderation (deutsch, englisch, spanisch, französisch, hebräisch)
Mehr...
Werbung:
Meistgelesene Artikel: