Moderne Sklaverei beim Bau für die Mundial in Katar: wird Al Jazeera darüber berichten oder nicht?

Katar Werbung für die Mundial 2022: die schöne, heile Welt



Im Fernsehen zeigt der katarische Sender Al Jazeera die schöne, offene und moderne Welt Arabiens. Nun tut er es auch direkt in den USA, wo mit großem finanziellen Aufwand eine eigene Anstalt eröffnet wurde - Al Jazeera America. Es wirkt weltlich und professionell. Es ist den westlichen Zuschauern perfekt angepasst. Hasstiraden kommen gelegentlich vor, doch sie sind als Recherchen verpackt und werden von gutbezahlten amerikanischen oder britischen Journalisten präsentiert.



Auf Arabisch sieht und hört sich das anders an. Al Jazeera räumt einem islamistischen Hassprediger viel Sendezeit ein. Zu Wort kommen oft Leute, die die Gesetze der Sharia hochhalten. Andersdenkenden wird hin und wieder die Gelegenheit gegeben, ihre Meinungen zu äussern. Doch das ist eher ein Alibi, das die wahre Absicht verdeckt, extremistisches Gedankengut zu transportieren. Es ist vielleicht kein Zufall, dass neueste Enthüllungen aus der Szene von Al Kaida immer wieder von Al Jazeera ausgestrahlt werden. Hinter dieser journalistischen Leistung stecken undurchsichtige Verbindungen, die eine ideologische Nähe vermuten lassen.

Das offensichtliche Doppelspiel bei Al Jazeera reflektiert ein tiefgreifendes Problem der reichen Golfstaaten. In diesen Ländern herrscht praktisch die absolute Monrachie. Die Parlamente - so wichtig sie sind - dienen lediglich als Dekoration. Die muslimische oder gar islamistische Karawane zieht weiter wie eh und je. Das drückt sich am deutlichsten bei der Stellung der Frauen aus. Da hat sich praktisch nichts geändert. Und das sagt viel über eine Gesellschaft, die nach Aussen hin modern, transparent und offen zu wirken versucht.

Nun berichtet die britische Zeitung Guardian in großer Aufmachung über die moderne Sklaverei in Katar. An sich ist da nichts neues. Die vielen westlichen Geschäftsleute, die in den Golfstaaten tätig sind, kennen die Situation sehr gut. In Katar, in Bahrain, in Dubai, in Saudi Arabien werden meist asiatische Arbeiter unter unwürdigen Bedingungen beschäftigt, um Paläste zu bauen und den Reichen als Haushaltshilfen zu dienen. Diese Menschen sind schutzlos und rechtlos. Sie sind der Ausbeutung ausgeliefert und leben in ständiger Angst.

Die neue Aufmerksamkeit westlicher Medien ist nur dem Umstand zu verdanken, dass die Sklaverei in Katar auch im Zusammenhang mit der Mundial 2022 praktiziert wird. Katar baut riesige Stadien und andere Einrichtungen, um diese Spiele erfolgreich und eindrucksvoll auszurichten. Dafür müssen die Gastarbeiter aus Asien so schuften, dass sie täglich ihr Leben riskieren und nicht selten daran sterben. Zum Glück gibt es inzwischen einige Proteste. Doch diese halten sich in Grenzen und haben bisher nichts bewirkt.

An dieser traurigen Geschichte gibt es allerdings etwas Gutes. Das möchte ich heute gerne betonen. Das Gute dabei ist, dass der geplante, vielbeachtete Fussball-Wettbewerb die Gelegenheit bietet, die moderne Sklaverei in Arabien wirksam zu bekämpfen. Allein schon die Berichterstattung ist wichtig. Auch in Katar gibt es viele Menschen, die Artikel und Kommentare wie diese lesen. Sie werden fragen, ob die schlimmen Zustände, die sie aus ihrem Alltag kennen, weiterhin haltbar sind. Das könnte Selbstkritik auslösen, von der ich hoffe, dass sich meine Kollegen von Al Jazeera daran beteiligen. Ich werde unbedingt hinschauen!

Lesen Sie bitte auch diese Beiträge:

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