Yom Kippur vor 40 Jahren… Yom Kippur heute…

Ronny Gordon in Ma'ariv: wachsam bleiben / Yediot: Israel wird überrascht / die Wende im Krieg kommt / Yom Kippur Biking: ein Land ohne Kraftfahzeuge - Fahrräder erobern die Straßen



Heute vor vierzig Jahren begann der Yom Kippur Krieg. Am jüdischen Versöhnungstag, in dem traditionell der Verkehr ruht, wurde Israel überraschend von Ägypten und Syrien angegriffen. In den ersten Stunden dieses Krieges erlitten die israelischen Streitkräfte schwere Verluste und mussten sich von vielen Positionen zurückziehen. Es dauerte mehrere Tage, bis sich die Situation änderte. An beiden Fronten hat Israel dann die Offensive züruckgeschlagen und erzielte militärische Erfolge, die später politisch umgemünzt werden konnten. Die Folgen waren ein Friedensvertrag mit Ägyten und eine Waffenruhe mit Syrien, die bis zum heutigen Tag anhält.



Ich selbst wurde am Yom Kippur in die Reserve eingezogen und diente an der ägyptischen Front, die damals am Suez Kanal verlief. Als Militärkorrespondent begleitete ich die ersten israelischen Einheiten unter der Leitung von General Ariel Sharon, die den Suez Kanal in Richtung Westen überquerten. Dort errichteten die israelischen Streitkräfte einen Brückenkopf, um den militärischen Druck auf die ägyptische dritte Armee zu erhöhen. Somit kam die Wende, die das Ende der Kampfhandlungen einläutete.

Für mich stand bereits damals fest: Wir brauchen keinen Brückenkopf sondern eine Brücke zu unseren arabischen Nachbarn. Erste Ansätze hat es bereits nach wenigen Jahren gegeben, als Ägypten und Israel Frieden schlossen. Seitdem war ich mehrere Male in meiner alten Heimat und habe dort einige spannende Begegnungen erlebt. Einen ganz besonderen Besuch machte ich in der Begleitung des früheren Bundespräsidenten Johannes Rau, der sich bekanntlich für Ausgleich und Frieden stark engagierte. Über diesen ungewöhnlichen Höhepunkt erzähle ich unter anderem an dieser Stelle.

Sowohl Ägypten als auch Syrien befinden sich heute in einer tiefen Krise, die wahrscheinlich noch lange Zeit andauern wird. Die aktuelle Situation in beiden Ländern hat mit dem arabisch-israelischen Konflikt nichts zu tun. Sie ist durch die Wandlungen und Umwälzungen bedingt, bei denen die arabische und muslimische Gesellschaft neue Wege in die Modernität sucht. Überschattet wird diese Entwicklung durch viele religiöse und ethnische Konflikte, die zu blutigen Kämpfen führen und die notwendigen Reformen in der arabischen Welt erheblich erschweren.

Unruhen und Bürgerkriege in Arabien können weder die USA noch der Westen noch Israel entscheidend beeinflussen. Es ist die Sache der Araber selbst, den Ausweg aus der aktuellen Krise zu suchen. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass friedliche Mechanismen und Verfahren angewendet werden, um Ausgleich und Kompromisse zu finden. Eine Intervention von Aussen kann nicht helfen. Sie kann sogar schaden, da sie als eine unzulässige Einmischung empfunden wird und den Hass auf den christlich geprägten Westen stärken würde.

Zurück zum Versöhnungstag Yom Kippur, in dem nun Israel hoffentlich wachsam bleibt und die Turbulenzen in seiner unmittelbaren Umgebung sehr genau beobachtet. Heute ruht der Verkehr im ganzen Land. Keine Flugzeuge, keine Züge, keine Autos bewegen sich (ausser Rettungsfahrzeugen). Ich finde es einen sehr schönen Brauch, den man auch politisch aktuell deuten kann. Es ist für mich ein Signal der Suche nach Toleranz und Harmonie - sowohl in der Natur als auch gegenüber den Nachbarvölkern.

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