Ist der Drohnenkrieg gerechtfertigt oder nicht? Letztlich eine Sache des Vertrauens

The New Yorker: Drohne in der Luft, Fleck am Boden / Gorrell in The Week: Obama als Drohne / Compliance Campaign: ...wird scharf angegriffen / Matt Wuerker in Politico: Kritikpunkt Gitmo bleibt / Town Hall: Drohne als Gegenstand einer wichtigen Rede



Der Drohnenkrieg ist ein zentrales Thema der internationalen Politik geworden. Es gibt kaum eine Art der Kriegsführung, die mehr Kritik hervorruft. Es gibt jedoch kaum eine Art der Kriegsführung, die sich so rasant entwickelt und verfeinert. Moralische und politische Bedenken der Gegner stoßen auf eine Wirklichkeit, bei der ausgerechnet ethische Argumente für den Einsatz von Drohnen sprechen. Diesen Widerspruch kann man kaum aufheben.



US Präsident Barack Obama ist die Personifizierung des oben genannten Widerspruchs. Der linksgerichtete Obama ist eigentlich gegen den Drohnenkrieg. Das hat er in seiner gestrigen Rede sehr deutlich gemacht. Doch Obama ist der Präsident, der den Drohnenkrieg erheblich ausgeweitet hat und somit (aus der Sicht seiner Kritiker) die Bezeichnung Drohnenkrieger verdient. Gestern versuchte Obama seine Millionen Zuhörer sowie sich selbst davon zu überzeugen, dass der Drohnenkrieg trotz aller Bedenken doch gerechtfertigt ist.

Es geht um die Quadratur des Kreises. Wie Obama zurecht erläuterte, kann man durch den Einsatz von Drohnen sehr gezielt und meist erfolgreich gefährliche Personen ausschalten, die Terroranschläge durchführen oder vorbereiten. Die Alternative wäre, Kommandos zu schicken und Gefechte am Boden durchzuführen, was noch viel mehr Todesopfer fordert. Eine weitergehende Alternative wäre, ganze Armeen zu mobilisieren und fremde Länder zu besetzen - wie im Irak und Afghanistan. Das führt mit Sicherheit zu vielen Tausenden Toten unter Zivilisten und Soldaten. Das scheint die schlechteste Option zu sein.

Drohnen als technologische Entwicklung sind nicht mehr wegzudenken. Experten gehen fest davon aus, dass sie in vielen Bereichen die bemannten Flugzeuge ersetzen werden. Immer mehr Länder erwerben Drohnen, um sie eventuell auf dem modernen Schlachtfeld zu verwenden. Es wäre unehrlich und realitätsfremd zu versuchen, diese bestimmte Technologie zu verbannen. Heißt es etwa, dass man den umstrittenen Einsatz gegen einzelne Personen hinnehmen muss? Ist die gezielte Tötung aus der Luft mit den Werten der westlichen Kultur zu vereinbaren?

Auf diese Frage gibt es keine Antwort, die in jeder Situation gilt. Die Suche nach einfachen, klaren Regeln ist vergebens. Die Tötung mit diesem Fluggerät darf nur nach sorgfältiger Abwägung erfolgen, die in jedem einzelnen Fall vorgenommen werden muss. In allen uns bekannten Vorgängen wurde die Entscheidung immer von höchster politischer Autorität getroffen - in den USA durch Präsident Obama selbst. So muss es auch bleiben. Ob Obama seinem Ziel näher kommt, die gezielten Tötungen zu begrenzen ist ungewiss. Doch der Präsident hat gestern überzeugt, dass er sich die Sache keineswegs leicht macht. Ich persönlich nehme ihm das ab.

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