Viele aufgeklärte Sunniten unterstützen Assad! Fünf Gründe, warum die Rebellen in Syrien nicht siegen
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Für viele Leser ist es erstaunlich: Wie kommt es, dass sich der syrische Präsident Bashar Assad an der Macht hält? Der Druck auf ihn ist ja sehr groß. Nicht nur militärisch, sondern auch politisch, publizistisch und öffentlich. Wenn man den Medienberichten Glauben schenkt, hätte Assad schon längst aufgeben müssen. Er wäre absolut ohne Chance, sich weiterhin zu behaupten.
Es gibt mehrere Gründe, warum Assad allen Widrigkeiten zum Trotz immer noch Präsident bleibt und seinen Staat doch noch führen kann. Hier zähle ich sie auf:
- Der Bürgerkrieg in Syrien ist längst auch zum konfessionellen und ethnischen Krieg geworden. Besonders die alawitische Minderheit, die das Land seit über 40 Jahren führt, fühlt sich bedrängt und existentiell gefährdet. Diese Minderheit wird bis zum bitteren Ende kämpfen. Ihre Angehörigen spüren zurecht, dass sie bei einem Sieg der Rebellen nichts Gutes zu erwarten haben.
- In beträchtlichem Ausmass gilt diese Bewertung auch für drei andere Minderheiten - die Drusen, die Kurden und die Christen. Die Drusen und die Kurden verfügen über eigene Streitkräfte und können sich weitgehend selbst schützen. Zur Zeit jonglieren sie zwischen Loyalität zu Assad und Unterstützung der Rebellen. Die Christen neigen dazu, eher bei dem Assad-Regime Schutz zu suchen. Die Assad Machtdynastie hat ihnen bisher diesen Schutz gewährt. Bei einem künftigen islamistischen Staat müssen sie dagegen Schlimmes fürchten. Die Kopten in Ägypten lassen grüßen.
- Die sunnitische Mehrheit ist tief gespalten. Beträchtliche Teile von ihr unterstützen Assad weiterhin - nicht selten mit verstärkter Intensität. Der Grund dafür ist, dass der syrische Bürgerkrieg auch zum Klassenkampf und Richtungskampf wurde. Die aufgeklärten, gut etablierten und westlich orientierten Sunniten lehnen einen islamistischen Gottesstaat strikt ab. Das aber müssen sie fürchten, falls die Rebellen an die Macht kommen. Die Hauptunterstützung der Rebellen kommt ja von muslimischen Staaten am Golf - allen voran Saudi Arabien. Diese streben ein neues Syrien an, das streng nach Sharia Prinzipien und Gesetzen gestaltet wird.
- Die internationale Gemeinschaft zögert und ist im Großen und Ganzen nicht bereit, in diesem blutigen Konflikt Partei zu ergreifen. Die Haltung von Russland und China ist konsequent - vorsichtige bzw. indirekte Unterstützung für Assad. Der Westen schwärmte anfänglich für die Rebellen, ist aber dabei, seine Haltung zu revidieren. "Die Rebellen" sind nämlich eine unbekannte Größe. Unter ihnen spielen Islamisten eine zunehmend wichtige Rolle. Selbst Frankreich ist von seiner Haltung abgerückt, den Rebellen militärisch zu helfen. Zu viel bleibt noch ungewiss.
- Die Erfahrung in Ägypten ist alarmierend. Dort haben die islamistischen Machthaber das Land in den wirtschaftlichen Ruin geführt. Nun gibt es Unruhen, weil Grundnahrungsmittel wie Brot fehlen. Freiheit und Rechtsstaatlichkeit sind keineswegs garantiert. Im Gegenteil - immer mehr aufgeklärte Ägypter vergleichen die neuen Machhaber mit dem alten Regime von Mubarak. Dieser konnte aber einigermassen für Ordnung sorgen und war in der Lage, das Volk zu ernähren - wenn auch auf einem sehr niedrigen Niveau.
Zu allerletzt möchte ich von Erfahrungen meiner Verwandten berichten, die Syrien unter dem Assad-Regime mehrere Male besuchten. Verglichen mit anderen arabischen Ländern waren sie von der relativen Modernität und Offenheit der Gesellschaft sehr beeindruckt. In den Großstädten Aleppo und Damascus haben sie häufig Syrer getroffen - auch viele Frauen! - die sich an dem Westen orientieren. Diese Wahrnehmung entspricht den Realitäten, die heute im Bürgerkrieg eine erhebliche Rolle spielen. Mittelschicht und Zivilgesellschaft wollen keinen islamistischen Staat riskieren. In Assad finden sie immer noch den Garant, der diese Entwicklung verhindert.
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Schlagwörter: mittelschicht, Rechtsstaatlichkeit, Syria National Council, zivilgesellschaft
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