Arab League: Eigenpräsentation vermittelt Stärke / Al Watan: Assad zerdrückt / Haggag in Al Arab: er soll rausfliegen! / Al Jazeera: Menschen flüchten aus Syrien / Paresh in The Peninsula: UNO-Hilfe bewirkt nichts / Qatar Tribune: Emir bleibt beim Appell an andere...
Eine hochkarätige Konferenz der arabischen Liga, Arab League, beendet ihre Beratungen in Katar. Hauptthema war nach eigenen Angaben die Situation in Syrien. Die Teilnehmer der Konferenz sind sich darüber einig, dass Präsident Bashar Assad gestürzt werden muss. Sie wollen den Druck auf ihn verstärken, damit der Machtwechsel endlich Realität wird. Eine eindrucksvolle Einigkeit, die eigentlich optimistisch stimmt und Hoffnung geben könnte.
Doch zum Ende der Veranstaltung wird klar, dass es bei Worten bleibt. Man verurteilt aufs Schärfste das Assad-Regime. Man beklagt sich über die fehlende oder unwirksame internationale Hilfe. Man fordert wiederholt den Westen dazu auf, militärische Massnahmen zur Unterstützung der Rebellen zu ergreifen oder gar zu intervenieren. Doch selbst tut man sehr wenig. Man zieht nicht mal in Betracht, die gewünschte militärische Intervention in eigener Regie zu organisieren.
Die Zeichnungen und Schlagzeilen oben belegen meine Aussagen. Sie brauchen nicht unbedingt Arabisch zu verstehen, um die eigentliche Botschaft der Konferenz mitzubekommen. Diese lautet: wir Araber beschreiben die schlimme Situation. Wir Araber beklagen das grauenvolle Blutvergießen. Wir Araber flüchten zwischendurch in die übliche Rhetorik gegen Israel. Wir Araber verlangen, dass die NATO Patriot Raketen aufstellt... und so weiter und sofort...
Ich rufe hier nicht zur Intervention auf. Dazu ist die Situation in Syrien viel zu unübersichtlich. Ich rufe jedoch die Araber dazu auf, ihre eigenen Sorgen ernst zu nehmen und ihren alarmierenden Worten Taten folgen zu lassen. Die Araber sind am besten in der Lage, sich einen Überblick über die Zustände in Syrien zu verschaffen. Sie beherrschen die Sprache. Sie schwimmen in der Kultur, von der sie ja selbst ein Teil sind. Sie kennen höchst persönlich alle wichtigen Akteure der syrischen Politik. Assad wirkte ja noch bis vor Kurzem in den Gremien der arabischen Liga und saß mit am Tisch.
Araber verfügen über mächtige Streitkräfte, die mit bestem Kriegsgerät ausgestattet sind. Sie brauchen absolut keine "Hilfe" des Westens, um die militärischen Auseinandersetzungen zu ihren Gunsten zu entscheiden. "Die Araber" - vertreten durch die Arab League - scheinen der Meinung zu sein, dass eine Intervention unvermeidbar ist. Doch warum intervenieren sie nicht selbst? Warum bestehen sie darauf, dass die NATO das Kriegsrisiko trägt?
Zu alldem kommt noch dieses gewichtige Argument gegen eine westliche Intervention: in einigen Regionen von Syrien üben inzwischen die Rebellen die Macht aus. In manchen Gebieten und Stadtteilen bedeutet dies jetzt schon die Einführung der Sharia - die islamische religiöse Gesetzgebung. Dabei werden Strafen angewendet, die kein westlicher Staat akzeptieren kann - Schläge, Amputation und dergleichen (was in mehreren arabischen Staaten üblich ist). Es ist eine Sache der Araber darüber zu entscheiden, ob sie diese Praxis bejahen und sogar noch durch einen eigenen Militäreinsatz begünstigen. Darüber kann und soll "Der Westen" nicht befinden.
Lesen Sie bitte auch diese Beiträge:
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Dear Amr Moussa: Have the Arab states put their military assets where their mouth is
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Schlagwörter: arab league, arabische liga
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